Kränkungen - Sind wir schutzlos ausgeliefert?

27.02.2021

Eine Kränkung ist etwas, das wir nie vergessen. Überlegen Sie einmal: Was war die schlimmste Kränkung Ihres Lebens? Wie war die Situation?

Was genau ist eine Kränkung eigentlich? Kränkung kommt von krank und ja, das Wort sagt es bereits: Wir können durch eine Kränkung krank werden. Schon eine vermeintliche Kleinigkeit kann eine Kränkung sein. Ein Satz, ein Wort, ein Spruch oder wir wurden übergangen, wir wurden nicht befördert. Vieles kann kränkend sein. Eine Kränkung ist immer individuell und absolut persönlich und eine Verletzung des Selbst.

Wikipedia sagt dazu: „Eine Kränkung, auch Mortifikation, ist die Verletzung eines anderen Menschen in seiner Ehre, seinen Werten, seinen Gefühlen, insbesondere seiner Selbstachtung.“

Eine Kränkung berührt uns ganz tief im Inneren. Ehre, Werte und/oder Gefühle werden verletzt.

Folgen können psychosomatische Erkrankungen sein. Hält der Zustand einer Kränkung länger an, können sogar körperliche Krankheiten daraus entstehen.

Es ist eine Tatsache, dass Kränkungen sich über eine lange Zeit hinziehen können und unterschwellig wie ein Geschwür wachsen und schwelen. Es ist sogar wissenschaftlich nachgewiesen, dass eine Kränkung dieselben Folgen nach sich ziehen kann, wie eine körperliche Verletzung. Eine Kränkung ist eine sehr ernstzunehmende Sache und kann tatsächlich gefährlich sein.

Kränkungen bleiben im Gedächtnis. Selbst an lang zurückliegende Kränkungen erinnern wir uns. Da kann etwas 20 Jahre zurückliegen und wir wissen es immer noch.

Aber es stellt sich jetzt die Frage: wie gehen wir mit Kränkungen um? Zuerst einmal: Wir können uns vor Kränkungen nicht schützen. Egal wie sehr wir aufpassen, der Pfeil trifft. Wir können diesem Pfeil nicht ausweichen, die Kränkung wird geschehen. Wir können aber lernen, mit Kränkungen umzugehen.

Zuerst einmal gilt es, sich die Kränkung einzugestehen. Es fällt uns schwer, das zu tun. Denn viel eher spielen wir eine Kränkung herunter und leugnen sie vor anderen und auch vor uns selbst. Zugeben, dass wir sehr verletzt und getroffen wurden, ist nicht einfach. Wir wollen ja schließlich selbstbewusst, cool und stark sein. Um eine Kränkung zu heilen, müssen wir uns diese jedoch eingestehen. Es hat keinen Sinn zu versuchen, sich darüberzustellen, denn damit unterdrücken wir unsere Gefühle und das ist ungesund. Diese Kränkung ist nicht verschwunden, sondern immer noch da, abgespeichert in unserem Unterbewusstsein, wo sie weiterwirken kann wie eine Sepsis.

Es ist noch wichtig, dass wir uns mitteilen und unser Erlebnis einem Menschen erzählen, der uns versteht und empathisch ist. Das kann eine Person unseres Vertrauens sein oder wir suchen uns professionelle Unterstützung.

Es besteht immer die Möglichkeit, aus dieser Kränkung zu lernen, sie sozusagen in positive Kritik umzuwandeln. Es geht darum, den wunden Punkt in uns zu finden, zu überlegen, warum hat mich das gekränkt, was genau hat mich da verletzt? Was in meinem Wertesystem wurde beschädigt, was in meinem Selbstbild?

So vorzugehen, bringt uns weiter und wir können uns selbst besser kennenlernen.

Weiter lesen:

https://harvardmagazine.com/2007/01/the-science-of-happiness.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Kr%C3%A4nkung
https://www.deutschlandfunkkultur.de/psychologie-das-gekraenkte-ich.976.de.html?dram%3Aarticle_id=471191
https://www.gesundheit.gv.at/leben/psyche-seele/praevention/kraenkungen-anti-kraenkungs-tipps

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