Schwellenangst

19.10.2022

Je länger man vor der Tür zögert, desto fremder wird man.

Ein wunderbares und sehr wahres Zitat von Franz Kafka, das mir neulich in die Hände fiel. Man könnte es auch „Schwellenangst“ nennen.

Sehr oft haben wir Dinge zu erledigen, erfreuliche und weniger erfreuliche. Die nicht erfreulichen Dinge sind schwieriger, sie lassen uns zögern. Wir weichen aus und vertagen gern das Nötige:

  • das überfällige Gespräch mit dem Chef, der Bank oder dem Nachbarn
  • kleine Ärgernisse in der Familie
  • das unmögliche Verhalten der Kollegin
  • der Zahnarztbesuch
  • und so weiter

Was passiert hier? In der Psychologie wird vom Kreislauf der Angst gesprochen. Zunächst finden wir einen äußeren Reiz vor, wir nehmen etwas wahr, das unsere Gedanken aktiviert. Es entstehen körperliche Symptome wie schnellerer Herzschlag, Schwitzen etc., und dann folgt unser Verhalten auf diesen Reiz. Eine typische Reaktion ist das Vermeiden, das Ausweichen, und wir laufen weg.

Angst Kreislauf (Quelle: palverlag.de)

Je länger man vor der Tür zögert, desto fremder wird man.

Um dieser Fremdheit zu entgehen, hilft nur eines: Die Tür aufmachen und durchgehen. Das, was durch das Zögern aufgebaut wurde an Gedanken und Gefühlen, wird sich rasch auflösen und hinterher kommt dann meist Stolz und Freude auf.

« Was Goethe sagt Im eigenen Leben die Hauptrolle spielen »