Vom Loch in der Straße

17.05.2021

1. Szene:
Ich gehe die Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich falle hinein.
Ich bin verzweifelt.
Es ist nicht meine Schuld.
Es dauert endlos, wieder herauszukommen.

2. Szene:
Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig. Ich tue so, als sähe ich es nicht.
Ich falle wieder hinein.
Ich kann nicht glauben, schon wieder am gleichen Ort zu sein.
Aber es ist nicht meine Schuld.
Immer noch dauert es sehr lange, wieder herauszukommen.

3. Szene:
Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig. Ich sehe es.
Ich falle noch einmal hinein… aus Gewohnheit.
Meine Augen sind offen. Ich weiß, wo ich bin.
Es ist meine eigene Schuld.
Ich komme sofort heraus.

4. Szene:
Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein Loch im Gehsteig.
Ich gehe darum herum.

5. Szene:
Ich gehe eine andere Straße.

Diese Metapher vom Loch in der Straße habe ich im Buch “Geschichten und Lebensweisheiten: Wenn du willst, was du noch nie gehabt hast, dann tu, was du noch nie getan hast” von Nossrat Peseschian gefunden.
Es ist recht bekannt und doch absolut aufschlussreich.
Ist es nicht so, dass Veränderung nur durch uns selbst kommen kann? Unser Verstand meldet uns schon lange, dass nun mal endlich alles anders werden soll. Aber unser Unterbewusstsein hat es noch nicht verstanden, also gehen wir immer wieder dieselben Wege und fallen immer wieder in Löcher hinein und finden uns wieder in Abgründen. Da wollten wir ja gar nicht hin!
Wir verbleiben in der Routine und alles bleibt wie es ist.
Natürlich dauert es manchmal sehr lange, Routinen zu durchbrechen, aber irgendwann klappt es mit der Veränderung.
Durch Wiederholung von Fehlern lernen wir, und nach und nach gelingt es dann, einfach mal eine andere Straße zu nehmen und den alten Routinen “Adieu” zu sagen.

Und wie gut passt doch dieser Spruch dazu:

“Wenn du willst, was du noch nie gehabt hast, dann tu, was du noch nie getan hast.”


Illustration: Elsa Lotz

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