Sunk Cost Fallacy - rechtzeitig abspringen!

13.03.2021

Sunk Cost Fallacy ist ein Phänomen, dem wir sehr schnell unterliegen können und wahrscheinlich jeder schon einmal unterlegen ist.

Sunk Cost Fallacy lässt sich etwa mit “Versunkenen Kosten Irrtum” übersetzen und dieser Begriff oder dieses Konzept spielt in der Wirtschaft oder an der Börse eine große Rolle. Aber auch in unserem normalen Alltag können wir diesem Irrtum oder Trugschluss unterliegen und noch versuchen wollen, ein sinkendes Schiff zu retten. Im Deutschen sagt man auch: Gutes Geld schlechtem hinterherwerfen!

Ich möchte heute einmal die psychologische Seite von Sunk Cost Fallacy beleuchten. Stellen Sie sich einmal vor, Sie haben Konzertkarten gekauft. Aber das Konzert ist schrecklich und am liebsten würden Sie direkt nach Hause gehen. Aber Sie sind mit Freunden im Konzert. Die finden es ebenfalls schauderhaft, wollen aber gern bleiben, da eine Karte €112,- gekostet hat. An der Stelle sind die Freunde der Sunk Cost Fallacy aufgesessen. Aber: Das Geld war ja bereits ausgegeben, warum also weiterhin in einem Konzert sitzen, das schrecklich ist?

Oder Ihr Kleiderschrank bricht schon fast auseinander. Darin ist ein Großteil an Kleidung, die sie mal sehr teuer eingekauft, aber fast nie angezogen haben. Anstatt die Sachen wegzugeben, werden sie gehortet.

Oder Sie lesen ein Buch und denken: Blödes Buch, aber jetzt habe ich schon so viel gelesen, jetzt lese ich weiter.

Oder Ihr Chef hat einen unfähigen Teamleiter eingestellt, der nach und nach die Abteilung ruiniert, viele fähige Mitarbeiter kündigen. Der Chef handelt jedoch nicht, da ja jetzt schon so viel Zeit und Geld investiert wurde, und er seinen Fehler auch noch zugeben müsste, da bleibt es also so wie es ist und weitere unnötige Kosten werden verursacht.

Oder Sie befinden sich in einer Beziehung, wissen aber genau, dass die Liebe bereits vorbei ist. Trotzdem halten Sie die Beziehung aufrecht, denn Sie haben schon so viel an Kraft und Energie aufgewendet. Je länger die Beziehung anhält umso schwerer wird es, diese zu beenden. Also wird darin verharrt und vollkommen vergessen zu bedenken, wieviel Kraft und Energie noch aufgewendet werden müssen, bloß um doch auf keinen grünen Zweig zu kommen.

Oder Sie arbeiten seit 10 Jahren in einer Firma, werden schlecht bezahlt, Ihre Ideen finden keinen Anklang. Dennoch fühlen Sie eine innere Verpflichtung dort weiterzumachen und Ihre wertvolle Energie und Lebenszeit wird investiert und damit vergeudet.

Oder Sie spielen auf einer Onlineplattform und haben bereits 100.000 Punkte erreicht. Was passiert, wenn Sie irgendwann keine Lust mehr haben weiterzuspielen? Der hart erarbeitete Fortschritt im Spiel verschwindet wieder. Und hier beginnt das Problem: die Entscheidung weiterzuspielen wird nicht rational getroffen. Anstatt zu überlegen, was die zukünftigen Kosten und der Nutzen sind, wird darüber nachgedacht, wieviel Zeit bereits in das Spiel investiert wurde. Aber diese bereits investierte Zeit kann nicht zurückgewonnen werden. Damit sie jedoch nicht zu “verlorener Zeit” wird, entscheidet sich der Spieler weitere Ressourcen aufzuwenden und spielt weiter.

Es gibt hier zahllose Beispiele. Wir Menschen sind so. Es fällt uns enorm schwer, Schlussstriche zu ziehen. Etwas zu beenden, dass keinen Sinn mehr ergibt. Wir halten fest, wir haben ja schon so viel investiert und dabei könnten wir doch schon viel viel weiter sein.

Warum lassen wir nicht einfach los? Sitzen wir in der Sunk-Cost-Fallacy Falle investieren wir immer weiter und beuten uns aus, obwohl klar ist, dass das ganze Engagement zu nichts führen wird.

  • Wir haben bereits viel Zeit, Geld, Arbeit etc. investiert.
  • Die investierten Ressourcen führten bisher nicht zum Erfolg. 
  • Wir haben die Entscheidungsfreiheit über das, was wir jetzt tun: noch mehr Energie, Kraft, Geld zu investieren oder einen ganz anderen Weg zu gehen.

Warum verhalten wir uns so?

Wir Menschen streben danach, konsistent zu erscheinen, damit signalisieren wir Glaubwürdigkeit. Wir hassen es, korrigiert zu werden und wollen keinesfalls uns der schmerzlichen Realität stellen, dass wir den richtigen Zeitpunkt abzuspringen, verpasst haben.

Würde dann nicht ein bitterer Geschmack von Versagen zurückbleiben? Wären andere nicht schadenfroh, wenn wir zugeben müssten, uns geirrt zu haben?

Wir haben Angst, Versager oder Verlierer zu sein. Und tatsächlich liefern wir uns dann auch der Frage aus: Was machen wir jetzt? Die eine Sache endet, weil sich ein weiteres Investment nicht mehr lohnt, aber wie können wir dann diese Leere füllen? Was kommt dann?

So, und da sagt meine Erfahrung: Zwar wissen wir nicht, was dann kommen wird. Es wird definitiv anders, aber meistens sogar besser! Wir müssen uns nur trauen, das sinkende Schiff auch wirklich sinken zu lassen.

Weiter lesen:

https://www.lifehack.org/articles/communication/how-the-sunk-cost-fallacy-makes-you-act-stupid.html
https://www.targetter.de/sunk-cost-fallacy/
https://echometerapp.com/de/sunk-cost-fallacy/
https://en.wikipedia.org/wiki/Sunk_cost
https://ime.com/5347133/sunk-cost-fallacy-decisions/

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